Wandelspiel mit Dichterworten
Überhaupt dürfte der Begriff des "Selbstporträts" sich für manches Gedicht wohl eignen. Es tritt dabei, da es in Sprache geschieht, das Innere zumeist deutlicher nach außen als in Farbe, in Malerei, obzwar auch dort, bekannt bei Rembrandt, oder Van Gogh, die Seele leuchtet, oder brennt. Doch gerade weil Sprache vermag, was sie vermag, nämlich das Innerste nach außen zu wenden, kann es eine unwiderstehliche Herausforderung sein, alles Innen, oder fast alles Innen, einmal drinnen zu belassen und für ein Gedicht als Selbstporträt nur das Außen zu benützen.
Ernst Jandl: Das Öffnen und Schließen des Mundes. Frankfurter Poetik- Vorlesungen. Hermann Luchterhand Verlag. Darmstadt und Neuwied 1985. S. 121
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