Erika Burkart

Durch Lauschen die in der Natur verborgenen Zeichen erkennen

Dichter/innen der vergangenen Jahrhunderte sollten ursprünglich in der Literatur-Schreibnacht zur Sprache kommen. Dazu gehört Erika Burkart, die 2010 starb, sicher nicht. Es ist das archaische Moment ihrer Dichtung, das zur Auswahl führte.

Die Schweizer Lyrikerin, 1922 in Aarau geboren, lebte bis zu ihrem Tod im Haus ihrer Kindheit. Das sogenannte Landhaus "Kapf" diente vormals den Fürstäbten von Muri als Sommerresidenz. Das alte Haus auf dem Moränenberg wie auch die Umgebung mit der ehemaligen Moorlandschaft sind wichtige Bezugspunkte im Werk der Dichterin.

Lebensstationen und Publikationen

In den Jahren 1942-1952 arbeitete Erika Burkart als Primarlehrerin, bevor sie sich - wegen einer Herzkrankheit vom Schuldienst dispensiert - ganz dem Schreiben widmete. Ihre mehr als 20 Gedichtbände begann die Autorin ab 1953 zu publizieren. "Der dunkle Vogel" machte den Anfang ihrer Veröffentlichungen. Der letzte Gedichtband "Das späte Erkennen der Zeichen" erschien nur wenige Tage nach Burkarts Tod.

In den 1970er Jahren kamen Romane - auch mit stark autobiografischem Bezug - dazu. Erika Burkart vermochte sich auch in der Prosa nicht als Lyrikerin zu verstecken. Die Sprache ihrer Romane bleibt poetisch. Die Liste der Auszeichnungen und Preise, die der Schweizer Dichterin zuteil wurden, ist lang. Als erste Frau erhielt sie 2005 in Bern den "Grossen Schillerpreis".

Eins mit der Natur und ihrer Magie | der Schöpfungsriss ist bewusst

Die Natur stand im Mittelpunkt von Erika Burkarts lyrischem Schaffen. In ihrer magischen Sprache, die sich auch auf Sage und Mythos rückbezieht, erinnert sie an die Verbundenheit des Menschen mit dem größeren Ganzen. Vögel, Blumen, Wiesen und Wald erzählen von der Schönheit.

Doch es ist keine eindeutig heile Welt, die die in frühen Jahren an der Romantik orientierte Lyrikerin vorführt. Der Schöpfungsriss ist deutlich zu spüren: "Vögel, die ich nicht sehe, reisen im Schlafflug zwischen Gestirnen. / Ihr Rauschen, das ich nicht höre, erinnert an die Sense des Schnitters." Die Stille und das Schweigen werden genauso wie die Liebe die wichtigste Quelle, um diese Trennungswunde zu heilen. Dinge zu sehen, die Zeichen zu erkennen, sind ihrem Verständnis nach ein Weg dafür.

"Ich suche das Wort / das mich fände. / Jedes Wort ist ein Maß für Distanzen, / die ich mit Worten nicht überwinde. / Wortlos lerne ich lauschen. /Lauschen ist ein Gespräch mit dem Schweigen. / Gedichte sind Grade des Schweigens."

Die Lyrikerin Erika Burkart und das Ziel der Literatur-Schreibnacht

In dieser Literatur-Schreibnacht weist die Dichtung Erika Burkarts Ihnen den Weg, im Blick auf die Natur und ihre Zeichen, das eigene Schreiben zu reflektieren.

  • Wie offen können Sie sein, um im "Buch der Natur" zu lesen und im Vogelflug, im Netz einer Spinne oder im Aderwerk eines Blattes das Geheimnis der Sprache zu entdecken? 
  • Wie zentriert müssen Sie gleichzeitig sein, um das Schweigen auszuhalten und leer zu werden für das Licht und den Klang der Dinge.