Liebesgedichte

Verse schmieden, bis sie Funken schlagen

Sie wollen Liebesgedichte schreiben? Das Herz liegt Ihnen auf der Zunge, es fehlen Ihnen jedoch die Worte, um Ihre Gefühle auszudrücken? Sie sind schüchtern und möchten auf lyrischen Wegen Ihr Glück versuchen? Oder Sie wollen Ihre Liebe ganz romantisch in einem stimmungsvollen Gedicht kundtun?

Sie sind unsicher. Sollen die Verse gereimt sein, sagen Sie es durch die Blume oder frank und frei heraus, dass Sie verliebt sind? Nicht jede/r hat einen Cyrano de Bergerac als "Ghostwriter" hinter sich, der für das Stelldichein die richtigen Verse eingibt und die geliebte Seele zum Schmelzen bringt.

So bleibt nur der eigene Versuch, dass Sie sich mit Stift und Papier oder PC ans Dichten wagen. Sie sind dabei in guter Gesellschaft. Denn den Löwenanteil in der deutschen Lyrik machen Verse rund um die Liebe aus. Sie können also unter vielen Vorbildern wählen und deren Texte schon als "Muster" sichten.

Wie wird aus Wort Gefühl?

Liebesgedichte schreiben ohne Gefühl, ist kaum vorstellbar. Dennoch Verse sind nicht aus Gefühlen, sondern aus Worten gemacht. Dieser fundamentale Satz des französischen Symbolisten Stéphane Mallarmé trifft also in der Liebeslyrik doppelt zu. Doch worin besteht das richtige Maß, wenn einerseits ästhetische Verfremdung, das bedeutet: auch Abstraktion, einfließen muss, andrerseits keine bloße Beschreibug entstehen darf. Wie ruft ein Gedicht allein durch seine sprachlichen Mittel beim Lesen oder Hören ein Erlebnis voller Gefühl hervor?

Als Dichterin und Dichter heißt Ihre Aufgabe: Sprache gestalten. Damit haben Sie Ihren wichtigsten Schlüssel in der Hand. Nur so geben Sie Ihren Worten, dann Versen und Strophen, dem ganzen Gedicht die Kraft zu wirken. Ihre persönlichen Anteile müssen verschwinden, verschlüsselt sein. Denn nur wenn das lyrische Ich davon leer ist, kann sich das Du bei der Lektüre mit dieser ersten Person identifizieren. Es schlüpft in die Rolle des sprechenden Ich.

Nach diesem ersten wichtigen Schritt, können Sie hämmern und schlagen, nochmals in die Glut werfen und formen und feilen. In diesem Prozess fallen Klischee und Kitsch, die häufigen hohlen, aufgeblähten Worte heraus und machen Platz für Klang und Bild, für Rhythmus, vielleicht auch für Reim, der nicht nur am Ende der Zeile sitzen muss. Die folgende Liste zeigt Ihnen, wie Sie jedes Wort abklopfen und seine Qualität überprüfen.

Liebesgedichte schreiben ⋅ Vers für Vers zum Funkenschlag

  • Wie Sie Ihre Verszeile anlegen und mit Stilmitteln in Bezug setzen, baut den Spannungsbogen in Ihrem Gedicht auf: Gefühle lassen sich dadurch steuern.
  • Unterschiedliche Wortarten setzen Sie gezielt ein: Ihr Ausdruck wird dadurch variabel. Spröde, frech oder hingebungsvoll. Dynamisch oder zurückhaltend.
  • Sie bestimmen Sprachtempo und Tonfall: Bewunderung, Resignation oder Temperament zeigen, wie es um das Gefühlsleben des lyrischen Ichs steht.
  • Vor allem durch den Klang Ihrer Zeilen erzeugen Sie Wirkung: Ob Loreley, Circe oder Casanova – der Ton macht die Musik und verführt.
  • Mit assoziativen Methoden finden und erfinden Sie originelle Bilder: Sie malen den Traum der Zweisamkeit aus. Sie schmieden feste Motivketten, die Ihre Leser/innen fesseln.
  • Sie experimentieren mit Gedichtformen und geben Ihrer Aussage dadurch spezifische Färbung: Singt das Herz ein Lied oder wägt der Kopf ständig das Für und Wider ab, ohne zu einer Synthese zu kommen?
  • Die Feile gibt Ihren Versen den letzten Schliff: Gutes Handwerk braucht es auch beim Dichten.

Ein Kurspaar, auch getrennt zu haben, wenn Sie Liebesgedichte schreiben

Kurs I stellt die grundlegenden Gestaltungsprinzipien der lyrischen Sprache vor. Dieser Teil zeigt an Beispieltexten der Liebeslyrik nicht nur die Wirkung der einzelnen Mittel und Methoden. Sie lernen auch ihr Zusammenspiel, die Reibungspunkte und gegeseitige Ergänzung für sich zu nutzen. Sie erkennen, wie sich lyrische Aussagen Schritt für Schritt aus dem normalen Sprachgebrauch lösen und mit eigenen Regeln einen vielschichtigen Wortbezug herstellen. Die Liebesbotschaft verdichtet sich zu oft nur minimalen Versen. Doch deren Wirkung steht keinem Langgedicht nach, im Gegenteil..

Kurs II rückt das lyrische Ich ins Zentrum. Wie stehen Ich und Autorin/Autor zueinander? Welche Haltung nehmen Sie ein, wenn Sie Liebesgedichte schreiben? Und wie lassen Sie im gleichen Atemzug Ihr fiktives Alter Ego im Gedicht sprechen? Wendet es sich mit seiner Klage direkt an das Du? Spricht Ich vom Wir, von ihr, von ihm? Gerade mit dem Personalpronomen setzen Sie Akzente. Womöglich versteckt sich das sprechende Ich hinter ironischen Versen. Oder drückt in abgebrochenen Sätzen und Fragen seine Reflexion aus? Trauer und Freude, leidenschaftlicher Ton - auf welche Weise ziehen Sie an den Strängen des lyrischen Ichs, um Ihre Leser/innenzu beeinflussen?

Zugleich ein Grundlagenkurs, in dem Sie in intensiver Schreibpraxis Ihr Handwerk ausbauen

Beide Liebesgedicht-Kurse sind - in zweimal vier Tagen - voneinander unabhängig buchbar. Sie geben jedoch in der Abfolge einen konsequenten Überblick über die Möglichkeiten lyrischer Verdichtung. "Verse schmieden bis sie Funken schlagen" lässt sich so in der Mischung von Theorie und intensiver Schreibpraxis ebenso als Grundlagen- oder Auffrischungskurs nutzen. Das schon vorhandene, aber oft noch intuitiv verwendete Wissen erhält Struktur  und lässt sich zunehmend "auf Abruf" einsetzen.

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