Grusel- und Schauergedichte

"Ich Erlkönigs Tochter habe eine / Ernsthafte Verabredung" (Sarah Kirsch)

Schreibnacht online | 25. November 2021

Mit Nebel und grau düsterem Himmel scheint gerade der November eine gute Kulisse für Grusel- und Schauergedichte zu geben. Im ungefähren Licht, in dem sich Konturen auflösen, öffnen sich Gegenwelten – ob als andere Wirklichkeiten oder Imaginationen sei dahingestellt.

"Wer seid ihr brüchige Stimme was geht ihr/ Als Hirsche verkleidet umher", heißt es in einem Gedicht Sarah Kirschs. Ein anderes der Dichterin beginnt mit "Ich Erlkönigs Tochter", der das Watt der richtige Ort zu sein scheint für das Techtelmechtel mit zwei Apolkalyptischen Reitern.

In Angstvorstellungen verfangen –

Das feuchte Element holt vor allem Ängste herauf. Ist es bei Annette Droste-Hülshoff das schaurige Moor, so kommen bei Eduard Mörike die "Geister am Mummelsee" den Berg herab. "Es orgelt im Rohr und es klirret im Schilf; / Nur hurtig, die Flucht nur genommen!" Doch auch hier scheint das Entkommen versagt wie im wohl bekanntesten Gedicht dieser schaurigen Verskunst, in Johann Wolfgang Goethes "Erlkönig".

Ungeheuerliche Orte, Geistererscheinungen, rätselhafter Tod – in diesen drei Themenkreisen hat das Gruseln und Schauern seinen angestammten Platz. Da erscheint der Geist auf der Zinne, wie bei Joseph von Eichendorff, tauchen bei Max Dauthendey "Warmer Moder, / Nackte Schädel" auf. Das lyrische Ich weiß in der Ballade von Karl Krolow, dass sich die Toten in die Gestalt von Hyänen oder Geißen verwandeln. Einen grausigen Fund macht schließlich der Bauer im Dornwald bei Theodor Kramer: "der ständige Frost hatte zart / im Schneelicht die Ränder der Wunden bewahrt."

– oder mit Humor dem Grusel begegnet

Bei so viel Düsternis darf als Gegenpol Heinrich Heines Parodie "Die Fensterschau" oder Christian Morgensterns "Flügelflagel" nicht fehlen. Genauso wenig H. C. Artmanns Gedicht "Blauboad", das man fast vom Dichter im Wiener Dialekt selbst gesprochen hören sollte.

Wenn Sie also eine leichte Gänsehaut nicht scheuen und vor allem gerne selber ein Frösteln poetisch hervorrufen wollen, dann sind Sie in der kommenden Schreibnacht am 25. November 2021, ab 19 Uhr, herzlich willkommen.

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