Gedenktage der Poesie

Newsletter | März 2007

Liebe Leserinnen und Leser,

ein Newsletter voller Gedenk- und Festtage kommt Ihnen ins Haus: Heute ist nicht nur Frühlingsbeginn, sondern auch der "Welttag der Poesie". Morgen, am 22. März, jährt sich der 175. Todestag von Johann Wolfgang Goethe. Seinen 75. Geburtstag feiert schließlich der Erzähler und Lyriker Günter Herburger am 6. April. Ihm zu Ehren steigen die "Luftschiffe".

Der "Tag des Buches" am 23. April ist ein anderes UNESCO-Projekt. Darüber erfahren Sie aber erst im April mehr.

Bis dahin viel Spaß mit der heutigen Post und herzliche Grüße
Ihre
Michaela Didyk



Jährlich zum Frühlingsanfang

Seit dem Jahr 2000 gibt es den Welttag der Poesie. Wussten Sie, dass die UNESCO diesen Gedenktag am Frühlingsbeginn einrichtete, um an den "Stellenwert der Poesie, die Vielfalt des Kulturgutes Sprache und die Bedeutung mündlicher Traditionen" zu erinnern?

Mit den am 21. März verstärkt abgehaltenen Lesungen, mit Ausschreibungen und Publikationen soll die Lyrik gefördert werden. Denn die Dichtkunst braucht laut UNESCO "auch im Zeitalter der neuen Informationstechnologien einen wichtigen Platz im kulturellen und gesellschaftlichen Leben". Wenn das keine gute Nachricht für Lyriker/innen ist!


Klassische Lebenshilfen von Herrn G.

Klassiker sterben nicht. Und sei es, dass sie durch Parodien, in denen sie "durch die Tinte gezogen" werden, ihre Lebendigkeit bewahren. Eine humorvolle Hommage präsentiert Manfred Wolf pünktlich zum Jahrestag. Er hat das Werk durchforstet und den Meister zu 88 Stichworten befragt. Von Aberglaube über Bier, Frauen bis zu Rauchen, Zeit oder Zufall - die Antworten Goethes geben zu denken:

Goethe stellt sich den Fragen aus dem Publikum

  • Frage: Auch ein Autor sieht im Hungern nicht sein oberstes Berufsziel. Bedeutet das Schreiben nach Lesergeschmack?
  • Goethe: Die größte Achtung, die ein Autor für sein Publikum haben kann, ist, daß er niemals bringt, was man erwartet, sondern was er selbst auf der jedesmaligen Stufe eigner und fremder Bildung für recht und nützlich hält.
  • Frage: Raten Sie, immer gleich zu heiraten, wenn man sich liebt?
  • Goethe: Wer wird sich denn gleich heiraten, wenn man liebt? Liebe ist etwas Ideelles, Heiraten etwas Reelles, und nie verwechselt man ungestraft das Ideelle mit dem Reellen.

- und holt bei mancher Antwort weiter aus

  • Frage: Zusammen eine zu rauchen, das galt einmal als Ausweis der Geselligkeit ...
  • Goethe: Es liegt im Rauchen eine arge Unhöflichkeit, eine impertinente Ungeselligkeit. Die Raucher verpesten die Luft weit und breit und ersticken jeden honetten Menschen, der nicht zu seiner Verteidigung zu rauchen vermag. Wer ist denn imstande, in das Zimmer eines Rauchers zu treten, ohne Übelkeit zu empfinden? Wer kann darin verweilen, ohne umzukommen?
  • Frage: Sollte man jeden Gedanken aussprechen?
  • Goethe: Gar vieles kann, gar manches muß geschehn, was man mit Worten nicht bekennen darf.

Wenn Sie auf den Geschmack gekommen sind, können Sie dem Interview bei Manfred Wolf folgen :-) Er hat die Sammlung "Leser fragen - Goethe antwortet" heraugegeben: "Klassische Lebenshilfen von Herrn G." , erhältlich auch als Audio-CD [Amazon-Links]


Goethes Hinwendung zum Orient

Goethes "West-östlicher Divan" [Amazon-Link] fand beim Publikum wenig Anklang. Der Blick in den Orient und das Interesse für den Islam, das Goethe schon zu Studienzeiten zeigte, war für manche Leser mit dem Bild des deutschen Klassikers nicht zu vereinen. Dabei ist laut Katharina Mommsen [Amazon-Link], die das Verhältnis Goethes zum Islam erforschte, bereits in einem Entwurf des frühen Dramas "Götz von Berlichingen" [Amazon-Link] eine Koransure zitiert.

Der alte Goethe stimmte vor allem mit der Hauptlehre der Schicksalsergebenheit und Offenbarung Gottes in der Natur überein. Die Gedichtsammlung des West-östlichen Divan weist Johann Wolfgang Goethe als guten Kenner des Koran und der arabischen Dichtung aus. Gleichwohl wahrte er, etwa hinsichtlich der nachgeordneten Stellung der Frau oder des Weinverbots, Distanz in ironisch-kritischen Versen.


"Gedichte wie Luftschiffe"

"An Drachen hängen und über Schneefelder fliegen", so beginnt ein Gedicht Günter Herburgers. Der Erzähler und Lyriker, 1932 im Allgäu geboren, geht ungewöhnliche Wege.

Als 22-jähriger Sanskrit-Student bricht er in die Welt auf, verdingt sich als Straßenarbeiter, lebt im Armenviertel. Gut 50-jährig wird er zum Marathonläufer, startet in aller Welt - schweißtreibende Exerzitien zur Sensibilisierung seiner Wahrnehmung. Vor allem die Laufbücher - "Lauf und Wahn"  sowie "Traum und Bahn" [Amazon-Links] - bezeugen phantasievoll den (nicht nur erzählerischen) Zickzackkurs über den Erdball.

- oder "wie vollgestopfte Schubladen, die klemmen"

In seiner Lyrik hebt sich Herburger in die Lüfte. Im Vorwort zu "Orchidee" aus dem Jahr 1977 [Amazon-Link] empfiehlt er "Gedichte wie Luftschiffe zu benützen, denn wer nicht zu fliegen wage, verzichte auf Übersicht und Mut". Ob "Im Gebirge" (1998) oder mit dem Ziel auf "Eine fliegende Festung" (2002) [Amazon-Links]  - beide Lyrikbände sprechen für die reiche Imaginationslust des Jubilars.

Gedichte "wie vollgestopfte Schubladen, die klemmen", heißt das Schreibprinzip, dem Günter Herburger seit Jahrzehnten folgt.


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