"Maizeit voll Vergiß-Dein-Nicht"

Newsletter | Mai 2007

Liebe Leserinnen und Leser,

"... weg aus dieser ganz verrückten / Maizeit voll Vergiß-Dein-Nicht" - Christine Lavants Vers aus ihrem Gedicht "Der Apostel Himmelschlüssel" [Amazon-Link der Anthologie] kündigt das Thema des Newsletters an.

Der Wonnemonat bringt Ihnen Liebesgedichte - und einen Jubilar, der dazu passende Sprachbilder voll Sinnlichkeit schafft. Said, in Teheran geboren und seit dem 18. Lebensjahr in Deutschland zuhause, feiert am 27. Mai seinen 60. Geburtstag.

Wie sicher Sie schließlich zum Maitanz Ihre Versfüße und Liebesreime einsetzen, verrät Ihnen ein kleiner Test.

Viel Spaß also und eine schöne Maizeit!
Ihre
Michaela Didyk



"eine auflehnung gegen den tag"

Nicht in seiner Muttersprache schreibt Said, sondern in Deutsch, das ihm "Heimat" ist. Einfließt jedoch die Bilderwelt der persischen Tradition. "wörter / am eingang deines körpers, / hineingerufen", heißt es in einem seiner Gedichte. Sinnlichkeit und Liebe kommen zusammen.

Doch wer glaubt, dass Said mit seinen zärtlichen und teils spirituellen Versen - im Februar erschien sein jüngster Band "Psalmen" - weltfern ist, täuscht sich. Bereits in Studententagen politisch engagiert, durfte er bis zum Sturz des Schahs 1979 nicht mehr in sein Geburtsland einreisen.

Auch unter dem Regime der Mullahs sah er für sich keine Chance auf einen Neuanfang. So blieb er im deutschen Exil, setzte sich für verfolgte Autoren ein. 2000-2002 war Said Präsident des deutschen PEN-Zentrums, mit zahlreichen Ehrungen (zuletzt 2006 die Goethe-Medaille) bedacht.

In seine Liebesgedichte, hier zitiert aus "Außenhaut Binnenträume", mischen sich immer wieder Trauer und Tod: "deine augen / eine auflehnung gegen den tag". Im Schweigen der Nacht finden sich die Seelen.


Maizeit | Schreib- und Lektürezeit für die Liebe

Liebesgedichte machen in der deutschen Dichtung den größten Anteil aus. Ob Einsamkeit oder Weltschmerz, Glücksgefühl oder Erotik - alle Spielarten dieses klassischen Themas finden Sie immer wieder in Anthologien zusammengestellt.

Sie suchen Lektüre für die Maizeit mit ihren lauen Nächte? Der Buchmarkt hält Liebeslyrik in Fülle für Sie bereit, hier in Auswahl [alle Links führen Sie zu Amazon]:

  • Wer schließlich seine Digitale Bibliothek um ein Kapitel ergänzen möchte, kommt mit dieser CD-Rom weiter: "1000 Liebesgedichte"

Lyrikkurs online: Auf Versfüßen unterwegs

Jambus, Trochäus - die Erinnerung an die Schulzeit und auswendig gelernte Gedichte wird wohl bei solchen Begriffen schnell wach. Der aufstampfende Schritt oder Leichtfüßigkeit werden im ursprünglichen Kontext griechischer Aufführungen nachvollziehbar: Die Tanzbewegung des Chors gab den Ton an. Nach Raoul Schrott, dem Querdenker in der Literatur, war die "profane Funktion iambischer Dichtung [... sogar] die Schmährede".

Der 10-tägige Lyrikkurs online "Auf Versfüßen unterwegs" macht Sie mit der Metrik vertraut. Obwohl strenger Versfuß und Reim in unseren Tagen wenig gefragt sind, lässt sich mit Rhythmus und Takt der Klang Ihrer Verse auch in modernem Zeitgeist gestalten. Und Reime? Sie müssen nicht unbedingt am Versende stehen, wie zeitgenössische Dichter und Rapper zeigen.

Reim und Takt? Wie fit sind Sie für den Maitanz?

Wie steht es nun um Ihr metrisches Wissen? Machen Sie die Probe aufs Exempel und ordnen Sie die folgenden Verse und Begriffe einander zu. Mehrfachnennungen sind möglich.

(A) Schlagreim
(B) Kreuzreim
(C) Assonanz
(D) Jambus/ Steiger
(E) Trochäus/ Faller

(1) Es war, als hätt der Himmel
Die Erde still geküsst,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müsst.
Joseph von Eichendorff

(2) Herz, mein Herz, was soll das geben
Johann Wolfgang Goethe

(3) Herz in der Brust wird beengt,
Steigendes, neigendes Leben,
Riesenhaft fühle ich's weben
Friedrich Hebbel

(4) Muß die Nacht dem Tage weichen;
Wie ein bunter Blumengarten
Liegt Toledo ausgebreitet.
Heinrich Heine

(5) Wie eins in den Winden
Sich wölbt und bewegt,
wird auch das Empfinden
Des andern erregt.
Conrad Ferdinand Meyer

Stehen Sie auf guten Versfüßen für den Maitanz? Die Auflösung finden Sie hier.


Im Dienst der Liebe

Mit Bildern endet der Newsletter. Denn beim Stichwort Liebesgedicht darf der Minnesang nicht fehlen. Wer Hartmann von Aue, Dietmar von Aist oder auch Walther von der Vogelweide "im Portrait" sehen mag, hat in der Großen Heidelberger Liederhandschrift, dem Codex Manesse, Gelegenheit dazu.

Die umfangreichste Sammlung mittelhochdeutscher Lied- und Spruchdichtung, die zwischen 1300 und 1340 in Zürich entstand, enthält rund 6000 Strophen. 137 (von den insgesamt 140) Dichtern sind ganzseitige Miniaturen gewidmet.

"In dem tal / hebt sich aber der vogele schal: / wan si grüezent alle nu den meien."
Laut gesprochen sind die Verse Neidharts aus dem 13. Jahrhundert auch ohne Übersetzung verständlich.


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