Cowboylyrik, Grasblätter und Stadtindianer

Newsletter | November 2009

Liebe Leserinnen und Leser,

vielleicht ist es meine Lebe zu Western, die mich gleich auf das Thema anspringen ließ, als ich in Urs Engelers Verlagsprogramm die Ankündigung "Cowboylyrik" las. Zusammen mit Karl May und Herbert Achternbusch geht es daher heute auf ungewöhnliche Dichterpfade. Ein Blick auf die amerikanische Lyrik rundet das Bild.

In der vierten Runde der Monatsgedichte können Sie bis zum 15. Dezember "Wintergedichte" posten. Für weitere Informationen klicken Sie hier.

Für die Adventszeit wünsche ich Ihnen Ruheoasen und Besinnlichkeit und grüße Sie herzlich
Ihre
Michaela Didyk



Cowboylyrik

Jedes Jahr findet in Elko/ Nevada das große Festival mit Western & Cowboy Poetry statt. Der Aufwand, dort teilzunehmen, stellt vor Probleme. Im Literatur-Institut Leipzig setzte Ulf Stolterfoht daher auf Eigeninitiative und hielt ein Seminar zum Thema ab.

Das Ergebnis ist in dem von Stolterfoht und seinem Lyrikkurs präsentieren Band [Amazon-Link] nachzulesen, der vor kurzem unter dem Titel "Cowboylyrik" bei Urs Engeler Editor erschienen ist.

Neue Seiten zu Cowboy & Indianer

Die Auseinandersetzung mit dem Klischee zeigt in den Rissen die Kehrseite des "Lonesome Cowboy", der sich nach dem Viehtrieb in Saloons vergnügt: "Weniger bekannt ist, dass / Der Cowboy die Klauenpflege der Tiere übernahm, / Um Moderhinke vorzubeugen", heißt es bei Gerald Ridder/ *1974)

In Eva Romans (*1980) "message an baron pierre louis le bris" schlägt das Herz für Winnetou höher - im witzigen Wortspiel mit "üschi gas" oder war es "glace / üschi" kann auch ein "lieber pierre brice" nur gewinnen.

Mit gut 30 Texten ergibt sich ein poetisches Brainstorming rund um den Cowboy, das auch dessen steter Gegenspieler nicht ausspart: "Sie reiten nicht. Aber/ sie bewachen den Mond", dichtet Mirko Wenig/(*1977). Die "Kleinstadtindianer" sind auf anderen Pfaden unterwegs.


Karl May - ein Indianerfreund in Radebeul

Cowboy und Indianer gehören zusammen, so will es zumindest das Klischee. Karl May (1842 - 1912) prägte für ganze Generationen in der Figur von Winnetou das Bild des "edlen Wilden", der für Gerechtigkeit kämpft. Doch seine Romane sind hier nicht gefragt.

Was in der Flut seiner Prosa untergeht, ist, dass der in über 33 Sprachen übersetzte Romanschriftsteller auch Lyrik schrieb - in der Themenwahl herkömmlicher Sinnfragen zeitgebunden und im Stil konservativ. Dennoch ist es ist eine ungewohnte Vorstellung, Karl May als Dichter zu sehen.

Seine Verse finden Sie online. Das ihm gewidmete Museum in Radebeul legt den Schwerpunkt auf die Vermittlung indianischer Welt.


Herbert Achternbusch - ein Cowboy andrer Art

Als anarchischer Indianer-Cowboy mit hohem Freiheitsanspruch trat Herbert Achternbusch [Amazon-Link] (*1938) in seinen Filmen [Amazon-Link] auf, liebend gern unterwegs, Politik und Kirche - vor allem in Bayern - mit Tabubrüchen zu provozieren.

Als Achternbusch 1977 den von Verleger Herbert Burda gestifteten Petrarca-Preis verliehen bekam, verbrannte er den Scheck bei der Übergabe und verließ die Veranstaltung. Gut 30 Jahre später wurde Achternbusch nun Ende Oktober mit dem "Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor 2010" ausgezeichnet. Die Feier findet im kommenden Februar statt.

Achternbusch als Lyriker und Maler

In der Begründung der Kasseler Jury heißt es, Achternbusch habe

"ein einzigartiges künstlerisches Werk geschaffen und dabei dem Komischen unverbrauchte poetische Kräfte und Formen verliehen. Sein offener Lebensroman in Texten, Filmen und Bildern unternimmt eine radikale und kompromisslose Selbsterforschung."

Mitte der 1960er konzentrierte sich Herbert Achternbuch auf das Schreiben. Kollegen und Freunde wie Hans Erich Nossack, Günter Eich und Martin Walser rieten ihm dazu. Achternbuch begann seinen Weg als Lyriker und Maler und hatte bereits mehrere Bände mit Gedichten und Radierungen veröffentlicht, als die ersten Erzählungen folgten.

Sein Debütroman Die Alexanderschlacht [Amazon-Link] aus dem Jahr 1971 brachte den Durchbruch und galt als Wegweiser für die Avantgarde der jungen deutschen Literatur in den 1970er- und 80er-Jahren.


Lyrik aus Amerika: Walt Whitmans "Grasblätter"

1855 erschien die erste Ausgabe von "Leaves of Grass" [Amazon-Link] des amerikanischen Dichters Walt Whitman (1819-1892) als Privatdruck. Die anfänglich zwölf Gedichte wuchsen durch die stete Überarbeitung des Dichters zu immer umfangreicheren Fassungen an, von denen die letzte etwa 400 Texte enthielt.

Whitman besingt die Aufbruchszeit nach dem amerikanischen Bürgerkrieg. In seiner Vision entwirft er eine moderne Nation, die Spaltungen überwindet und allen Menschen Freiheit und Gleichheit bringt. In der jüngst erschienenen Übersetzung durch den Lyriker Jürgen Brôcan ist das Schlüsselwerk amerikanischer Dichtung zum ersten Mal komplett ins Deutsche übertragen: "Grasblätter" [Amazon-Link]


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