Mit Dichterinnen und Dichtern von Stadt zu Stadt
Ein poetisches Ratespiel

Welche Dichterinnen und Dichter kommen Ihnen in den Sinn, wenn Sie an Paris oder New York denken, an Düsseldorf oder Salzburg, Rom und Venedig nicht zu vergessen?
Das poetische Ratespiel lädt Sie ein, im Sprung von einer zur nächsten Stadt deutschsprachigen Lyriker/innen überwiegend des 20. Jahrhunderts zu begegnen. Metropole, Kleinstadt und zwischendurch auch erholsame Landpartien wechseln sich ab.
Gedichtzeilen und spezifische Motive, ebenso Lebensumstände der gesuchten Personen leiten Sie in assoziativer Verkettung auf dieser Reiseroute. Vielleicht bekommen Sie dabei sogar Lust auf Umwege, wenn Ihnen in einer Stadt noch weitere Dichter/innen einfallen. Halten Sie inne und verfolgen Sie dann doch auch diese Spur – vom Rätsel unabhängig – "auf eigene Faust"!
Im Spiel auf Dichterinnen und Dichter neugierig werden
Das Ratespiel will Sie auf biografische Begebenheiten aufmerksam machen und Ihre Neugier auf weitere Informationen wecken. Gehen Sie also auch auf eigene Recherche! So werden die Fäden sichtbar, die Dichter/innen untereinander knüpfen: Wie sie in den Begegnungen beeinflusst werden und selbst zum literarischen Austausch beitragen.
Ursprünglich war die Städtetour als Adventskalender mit sich täglich öffnenden Fenstern angelegt. Der Reihe nach von links nach rechts vorzugehen, war somit vorgegeben. Wenn Sie das Rätsel erst jetzt entdeckt haben, ist diese Abfolge immer noch hilfreich, da die Fragen teils auf zuvor schon gefundene Ergebnisse zurückgreifen. Und wenn Sie die Lösung schon einmal erraten haben? Das muss der Spielfreude keinen Abbruch tun: Suchen Sie sich neue Kreuzungspunkte und entwerfen Sie Ihre eigenen Routen.
Wenn Sie die Antwort auf die jeweiligen Bildfragen auf dem Beiblatt eintragen, erhalten Sie in den entsprechend markierten Feldern einen Lösungssatz.
Viel Spaß beim Spiel!
Raten Sie Bild für Bild mit und finden Sie den Lösungssatz heraus:


Es war nicht das einzige Gedicht, in dem die Dichterin aus Czernowitz 1982 die Stadt besang und sie "von Welle zu Welle / von Brücke zu Brücke" fühlte. Schon früher hatte sie der unvergänglichen Schönheit des Ortes sehnsuchtsvolle Verse gewidmet, den sie nun, im Alter ans Krankenbett gefesselt, umso mehr als innere Heimat erträumte.
Welche Stadt (1) ist gemeint, und welche Dichterin (2) beschwört diese in ihren Gedichten?


"Wenn ich ein andres Wort für Musik suche, so finde ich immer nur das Wort Venedig." Der Dichter, von dem dieses Zitat stammt, ist vor allem als Philosoph bekannt.
In seinen Schriften gab er dem Hören den Vorzug und beklagte, dass bei den Deutschen "das dritte Ohr" fehle. Die feinen Schwingungen der Seele, vergleichbar einem "Saitenspiel", sah er in seinem bekannten Gedicht im Wellenspiel venezianischer Kanäle gespiegelt.
(3) Wer wars?


Ob sie den schon in (3) erwähnten Dichter und Philosophen auf dem Monte Sacro di Orta geküsst hat? Das verriet die nun hier gesuchte Person nicht. Die beiden Heiratsanträge des Verehrers lehnte sie ab und bewahrte zeit ihres Lebens ihren freien Geist.
Selbst literarisch tätig, inspirierte sie oft als einzige Frau im Kreis der Männer andere. 1911 begegnete sie Sigmund Freud und folgte als seine Schülerin seiner Empfehlung, Psychoanalytikerin zu werden.
(4) Erraten Sie, wer hinter diesen wenigen Andeutungen steckt?


Noch hieß er René, doch auf die Empfehlung seiner Begleiterin nannte er sich um. Überhaupt förderte die aus (4) bekannte Freundin den 21-Jährigen und unternahm mit ihm zwei Reisen durch ihre Heimat Russland.
In Euphorie geriet der junge Dichter beim Kirchengeläut zur Ostermesse in Moskau, in Kiew verbrachte er die Pfingstwoche, deren religiöse Eindrücke dem später verfassten "Stundenbuch" als Hintergrund dienten. Die persönliche Begegnung mit Leo Tolstoi, überhaupt die Erfahrungen mit der russischen Seele und Kultur prägten sein Schaffen.
Sie kennen diesen großen deutschen Dichter (5) sicher!


Von Russland nach Paris, besser gesagt nach Meudon – der Ortswechsel brachte den Dichter aus (5) auf neue Spur. Er hatte bereits sein Buch über den von ihm idealisierten Bildhauer geschrieben, dessen Sekretär er 1905 wurde.
Die Zusammenarbeit wurde für ihn zur Schule des Sehens, in der er aus nächster Nähe die Entstehung der Plastiken verfolgte und Einblick in den Kunstmarkt gewann. Eines der bekanntesten Gedichte entstand 1908 in Paris, die Beziehung zum 36 Jahre älteren Künstler war bereits zerbrochen: "Du mußt dein Leben ändern", wohl nicht nur das lyrische Ich zieht in den Versen Fazit.
Wie heißt der Bildhauer (6), der dem Dichter zur Vaterfigur geworden war?


Auch dieser bekannte, bis heute beliebte deutsche Dichter lebte in Paris, nämlich 25 Jahre lang. Er verfasste neben seinen Gedichten Essays und politische Artikel und wollte Vermittler zwischen den beiden Ländern sein. Seine Artikelserie in der Allgemeinen Zeitung brachte die deutsche Obrigkeit allerdings in Aufruhr. Seine Werke wurden verboten, schließlich das Betreten preußischen Bodens unter Strafe gestellt.
War der Dichter zunächst, da er sich in der Heimat aufgrund seiner jüdischen Herkunft und politischen Ansichten als Außenseiter empfand, aus freien Stücken nach Paris übersiedelt, so wurde sein Aufenthalt nun zum Exil. Die Verschlechterung seiner finanziellen Situation wie auch die zunehmende Zerrüttung seiner Gesundheit führten zu einem Zusammenbruch. Begraben ist der Dichter in Paris auf dem Friedhof Montmartre.
Sie wissen sicher, um wen es sich handelt, aber in welcher Stadt (7) ist der Dichter geboren?


Geld regiert die Welt. Diesen Eindruck mag manches Gebäude auf der "Kö" vermitteln. Was passt da für ein Stadtporträt besser als ein leicht hingeworfenes Gedicht, das mit wenigen Worten diesen Anschein bekräftigt und der Stadt (7) Geldgeschäfte, Noblesse – und Ellenbogenmentalität einschreibt? Noch lebt der Verfasser im Entstehungsjahr des Gedichts in der DDR.
Gesucht ist das zweite Wort des Gedichttitels, das den Stadtnamen ergänzt: Es kündigt bereits die geistreiche Schlusspointe an und nennt die Textform. Ein Ausflug in die Musik könnte dabei helfen, auch dort existiert der französische Begriff und bezeichnet ein kurzes, aus dem Stegreif gespieltes Stück.
Fügen Sie diesen zweiten Teil des Titels, also die Bezeichnung der verwendeten Form (8), in Ihr Lösungsblatt ein.


Mit 47 weiteren Texten erschien das bei (8) gesuchte Gedicht 1969 in der BRD. Das Buch machte den Lyriker auf einen Schlag im Westen bekannt.
In der DDR wurde der Dichter dagegen zunehmend schikaniert. Als er aus Protest gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings durch die Warschauer-Pakt-Truppen aus der SED austrat und weitere Publikationen in der Bundesrepublik erschienen, wurde er observiert und – einem Berufsverbot gleichkommend – schließlich aus dem DDR-Schriftstellerverband ausgeschlossen. Um einer Haftstrafe zuvorzukommen, stellte der Lyriker einen Antrag auf Ausbürgerung, die binnen weniger Tag genehmigt wurde.
Einer der ersten Wege führte den Dichter nach Salzburg. Was ihm seine neu gewonnene Freiheit bedeutete, kommt in einem autobiografisch gefärbten Gedicht zum Ausdruck. Dieses Mal ist der Stadtname im Titel topografisch präzisiert: Raten Sie, von wo (9) aus das lyrische Ich seinen Überblick über die Stadt gewinnt.


Nur einmal begegneten sich die beiden in Berlin: Else Lasker-Schüler und der hinter diesem Bildfenster zu erratende Dichter.
In Salzburg beheimatet, absolvierte er eine Apothekerlehre und wechselte nach Wien, um dort Pharmazie zu studieren. Für ihn waren es gute Gelegenheiten, seinen schon früh begonnenen Experimenten mit Drogen nachzugehen und sich in den Schreibrausch zu flüchten. Früh mit den Werken von Charles Baudelaire und Arthur Rimbaud bekannt gemacht, bestärkte deren Einfluss seine Grundstimmung der Melancholie. Dämmerung, Herbststimmung und Verfall ziehen sich durch seine Verse.
Der literarische Erfolg stellte sich erst in seinen Innsbrucker Jahren ein, als er, vom Herausgeber des Literaturmagazins "Der Brenner" gefördert, regelmäßig Gedichte veröffentlichte und mit Zeitgenossen wie Karl Kraus und Oskar Kokoschka in Kontakt kam. Sein bekanntestes Gedicht verfasste er, traumatisiert durch die Kriegsgräuel, kurz vor seinem Tod.
"... im Krieg von eigener Hand gefällt. / So einsam war es in der Welt. Ich hatt ihn lieb." Um wen (10) trauerte Else Lasker-Schüler in ihren Zeilen?


"Wir haben uns nicht gekannt. Aber in Innsbruck haben wir uns einander schon genähert. Und es war so, dass wir beide das Gefühl gehabt haben, jetzt wollen wir beide nichts wie schreiben. Ich war so glücklich in Innsbruck." 46 Jahre lang hielt diese Beziehung, die 1954 auf einer Jugendkulturwoche begann.
Es war ein gemeinsames Leben "ohne eine gemeinsame wohnung, und ohne kochtopf". In ihrem Arbeits- und Schreibstil waren sie grundverschieden: assoziativ in Bilder eintauchend / sprachkritisch experimentell. Kein 'und', kein 'oder', der Schrägstrich war Spiegel für diese Symbiose.
Das literarische Paar, das die Lyrik so sehr bereicherte, ist nicht schwer zu erraten. Einer der beiden Namen (11) passt in die Rätselzeile fürs Lösungswort.


Ein literarischer Wunderknabe begegnet Ihnen auf dieser Reisestation. Mit 17 Jahren bereits über seine Heimatstadt hinaus bekannt, gehörte er zum literarischen "Jung-Wien", einer Gruppe von Schriftstellern, die sich in den Kaffeehäusern traf. Die naturalistische Schreibart war passé, die Dichter orientierten sich nun am Jugendstil und französischen Symbolismus.
Lange am überragenden Frühwerk gemessen, stellte der Dichter, inzwischen 28 Jahre alt, in einem fiktiven Brief poetische Reflexionen an und verfasste gleichsam ein Manifest für die Moderne. Die Sprachskepsis nahm ihren Anfang: "Es ist mir völlig die Fähigkeit abhanden gekommen, über irgend etwas zusammenhängend zu denken oder zu sprechen." Die sprachlichen und literarischen Mittel eigneten sich nicht mehr dazu, die Wirklichkeit zu erfassen.
Mit wem (12) haben Sie es zu tun?


L'art pour l'art – die Kunst abgehoben von der Lebensrealität – war eine Antwort auf den Sprachskeptizismus. Auch der Autor (12) ließ sich zunächst vom Ästhetizismus begeistern.
In einem von den Jung Wienern bevorzugten Café kam es zur wichtigen Begegnung mit einem Dichterkollegen aus Deutschland. Dieser verstand sich als Prophet einer reinen Kunst und begann, dabei autoritär Unterwerfung fordernd, einen erlauchten Kreis von Jüngern um sich zu scharen.
Die im Café angebahnte Freundschaft der beiden Lyriker zerbrach an der Absolutheit dieses Kunstanspruchs, der jegliche Stimmung und Lebenserfahrung in einem Gedicht verneinte und keinen Widerspruch zuließ.
Wie heißt der deutsche Dichter (13) und in welchem berühmten Wiener Café (14) fand die Begegnung statt?


In seiner Kritik am Profanen verfolgte der Dichter (13) eine prophetische, ja religiöse Kunst. Hochrangig stand er als Priester seinen Jüngern vor. In seinem Geburtsort wirkte Jahrhunderte früher dagegen eine Visionärin und Universalgelehrte, die gerade etablierte Hierarchien sprengte.
Ihre Gesänge und Lieder galten als Himmelsmusik. "Wisse die Wege" – die Mystikerin kannte ihre. In einem Singspiel zeichnete sie die menschliche Seele im Kampf zwischen Tugend und Laster und half dabei, diese Zerrissenheit zu kurieren.
Wer ist diese in vielen Künsten bewanderte Dichterin (15), auf deren Werke wir auch heute noch zurückgreifen.


Eile mit Weile, denn die gerade schon besuchte Stadt bietet noch mehr. Ein weiterer Dichter ist hier geboren.
Doch der hatte Tempo drauf, Rasanz. Er stachelte an, damit man beim Lesen seiner Gedichte eigene Schlüsse zieht, in den jähen Überlagerungen von Bildräumen, der Durchmischung mit Dialekt, Slang und Fachsprache tiefer bohrt. Um Probebohrungen ging es auch in einem seiner Lyrikbände.
In den Lesungen besser Performances wurde er zum Klangkünstler. Meist trug er dabei einen schwarz-gelb gestreiften Pullover, ein Verweis auf sein Lieblingstier, das er auch in seinen Versen aufruft: Wie es in schnellen Bewegungen aggressiv ist, nicht ungefährlich, sodass man achtgeben muss.
Wissen Sie schon, um welchen Lyriker es sich handelt? Dann finden Sie sicher auch seinen Beinamen (16) heraus, der einen Buchstaben zum Lösungswort beiträgt.

Lange galt die Dichterin als Naturtalent: Von einfacher Herkunft, hieß es, schreibe sie aus dem Gefühl. Doch sie war in hohem Maß belesen, setzte sich mit Philosophie auseinander und stand mit zahlreichen Kolleg/innen im Briefkontakt. Eine Lesung in den 1950er-Jahren brachte den Durchbruch, dem zahlreiche Auszeichnungen folgten.
Seit Kindesalter war die hier zu erratende Person von Krankheit gezeichnet. Sie eignete sich daher – meist autodidaktisch – begierig ihr Wissen an. Ein Band mit Rilke-Gedichten und eine Goethe-Ausgabe weckten in der Zwölfjährigen das Interesse an der "hohen Kunst".
Thomas Bernhard brachte die Dichterin nach ihrem Tod wieder in Erinnerung. Laut (16) hatte die Gesuchte ihre schweren Lebensbedingungen "fruchtbar gemacht in einem immensen Bilderreichtum." Ihre Inspiration bezog sie aus einer "lunaren Welt": Schlaflos, im Übermaß von Tabletten, Tee und Nikotin unternahm sie lange nächtliche Spaziergänge. Als ihr erster Gedichtband erschien, wechselte sie ihren Namen. Der Fluss ihres Heimattales war 'Pate'.
Haben Sie die Lyrikerin (17) erkannt?


"Es war Anfang der 50er die Planstelle für die Poetessa (nur eine bitte!) im deutschsprachigen Raum neu zu besetzen." Das Urteil von (16) fiel für das "Fräuleinwunder" vernichtend aus. Ihre Lyrik komme im Gegensatz zu Dichterin (17) nämlich über das Mittelmaß nicht hinaus. Als Schriftstellerin habe sie jedoch Gewicht, sein Rat daher: "Lest ihre Prosa; [...] lest ihre Schriften."
Anders sieht es ein bildender Künstler unserer Tage, der sich ebenfalls mit dem Werk der gesuchten Lyrikerin auseinandersetzt und ihre Verszeilen in die Gemälde übernimmt. Seine begehbare Installation "A.E.I.O.U." ist ein Beispiel dafür. Gedichte sind für den Künstler "wie Bojen im Meer". Die Lyrikerin und ein Dichter, der oft in einem Atemzug mit ihr genannt wird, sind für ihn zwei wichtige Orientierungspunkte – nicht zuletzt auch in der Auseinandersetzung mit dem Holocaust.
Wie heißt die Autorin (18), die in Gedicht wie auch Roman gegen die Verdrängungen und Verkrustungen der Nachkriegsjahre anschrieb?


In frühen Jahren schrieb sie Liebes- und Naturgedichte. Der Süden, vor allem Rom waren über lange Phasen hinweg der Lebensmittelpunkt der nun zu erratenden Lyrikerin. Ihren Mann, einen klassischen Archäologen, begleitete sie zu den Ausgrabungen und beschäftige sich intensiv mit der Antike. Deren Mythen – besonders die mit Frauengestalten – verarbeitete sie in ihren Texten.
Frankfurt am Main wurde 1941 zu einer neuen Heimat. Dort pflegte die Dichterin enge Freundschaft mit Theodor W. Adorno und knüpfte in Literatur und Wissenschaft weitreichende Kontakte. Dennoch verbanden sich mit der Stadt ihre "schlimmsten Tage": Im Krieg waren es die Suche nach der Tochter in der von Bomben getroffenen Stadt und das Ausmaß der Zerstörung, später der Tod ihres Mannes. Beide Erfahrungen führten zu Schaffenskrisen, in denen harmonisch gebaute Verszeilen zu Satzfetzen zerrissen und sich der Stil jäh änderte.
Politisch wach bezog die Autorin fortan Position, verteidigte Kollegen gegen Hetze und Vorwurf. Sie unterstützte die Wahl von Willy Brandt und verdammte Atombomben. Vieles der Dichterin bleibt hier "nicht gesagt". Dem hohen Ansehen, das ihr zuteil wurde, setzte sie ihre eigene Sicht entgegen: "Eine Beschreibung kann ich nicht liefern [...] ausgenommen die: besondere Kennzeichen keine, ein Zeitgenosse also, genauer gesagt eine Zeitgenossin [...] stark und hinfällig wie wir alle und wie wir alle jung und alt."
Wem (19) begegnen Sie auf dieser Ratestation in Frankfurt und Rom?


Er widmete der Dichterin (18) zu ihrem 22. Geburtstag ein Gedicht mit neun Geboten für eine Beziehung. Voll verliebt schrieb die Beschenkte ihren Eltern, dass ihr Zimmer einem "Mohnfeld [gleiche], da er mich mit dieser Blumensorte zu überschütten beliebt."
Die leidenschaftliche Begegnung währte kurz, bevor der Dichter nach Paris weiterzog. Sie flammte jedoch in ihrer Tragik immer wieder auf. Die "Herzzeit" zerrieb sich über Jahre hinweg in Kränkungen, Missverständnissen und Misstrauen, – hervorgerufen vor allem durch ein gesellschaftliches Umfeld, das von Verdrängung und Antisemitismus bestimmt war.
Ein anderer wichtiger Gefährte der Dichterin tauchte rund zehn Jahre später auf: Max Frisch. Vier Jahre lebten sie – streng geheimgehalten – als "literarisches Traumpaar" zusammen. Der gegenseitige Schlagabtausch war allerdings nach der Trennung mit den in den Romanen preisgegebenen Details umso öffentlicher.
Wer war der Dichter der "Herzzeit" (20) und in welcher Stadt (21) machte das "Traumpaar" Halt?


"Bitte schreib also wieder. [...] Du weißt, wie sehr wir – und nicht nur wir – das brauchen." Noch einmal tritt der Lyriker (20) auf, um einer Freundin, einer "Dichterschwester" Mut zu machen. Er traf sich mit ihr in (21), als sie auf der Durchreise war, um in Meersburg den Droste-Preis entgegenzunehmen. Beide verstanden sich als Stimme der durch die NS-Gewalt Verstummten wie Ermordeten und wollten mit ihren Versen die Erinnerung an Verfolgung, Schmerz und Tod wachhalten.
Nach 20 Jahren kehrte die Lyrikerin zum ersten Mal wieder nach Deutschland zurück. In letzter Minute dem Abtransport in ein Konzentrationslager entkommen, lebte sie seit ihrer Flucht in Stockholm. Die Reise verstärkte die alten Verfolgungsängste, und auch hier war sie dankbar für den Zuspruch: "Lieber, Lieber, Sie kommen und dann ist Heimat, auf welchem Sand wir auch stehen."
Die Begegnung fand im Hotel zum Storchen statt, der Dichter hielt wenige Tage danach das Gespräch in einem Gedicht fest: "Von deinem Gott war die Rede, ich sprach gegen ihn".
Wer war diese vertraute "Dichterschwester"? (22)


In seiner Reuse verfangen sich Sterne. Magd und Knecht, die in den frühen Gedichten erscheinen, gehören zu seinem Alltag. Er wächst auf dem Bauernhof des Großvaters auf; mit ihm geht er auf nächtlichen Fischfang und Jagd. Immer steht die Landschaft seiner Herkunft im Mittelpunkt: Krähe, Frosch oder Spinne tauchen als fester Motivschatz auf, ebenso typisch Weiden und Disteln, Schilf und Kalmus.
Der Dichter zeichnet keine heile Natur, der Mensch hat sie vielmehr in Generationen nutzbar gemacht und geprägt. Diese Signaturen sind den Steinen, Pflanzen und Tieren mitgegeben, – und sie erhalten als Chiffren auch politische Sprengkraft. Im poetischen Bild und Versklang "aus dem Universum die himmlische Algebra auf die Erde zu bringen", sei wohl kaum möglich, so der Dichter, sie dürfe jedoch nie vergessen werden. "Es ginge die Rechnung der Machthaber sonst zu glatt auf."
Als Chefredakteur von "Sinn und Form" steht der Lyriker unter Beschuss der SED-Führung: Er sei zu wenig auf das sozialistische Kulturprogramm bedacht. Durch Intervention von Bertolt Brecht zuerst noch geschützt, muss er nach dessen Tod die Leitung der Zeitschrift abgeben. Neun Jahre Hausarrest mit Publikationsverbot im Osten und der Überwachung der Korrespondenz folgen. Die Besuche bei seinem Dichterfreund nennt der Autor (8 und 9) "Überlebensgespräche". Erst 1971 nach intensivem Druck des Internationalen PEN Zentrums und mit Hilfe Heinrich Bölls wird die Ausreise aus der DDR genehmigt.
Um wen (23) handelt es sich und welche Landschaft (24) wird als Herkunftsort in den Gedichten lebendig?


Der Droste das Wasser reichen, mit ihr zusammen nach dem Geliebten Ausschau halten, – das würde das lyrische Ich gerne. Es sind nicht nur biografische Details, die in die Zeilen einfließen, sondern das Gedicht ist vor allem eine Hommage an die "Ahnfrau", die vielen Autorinnen des 20. Jahrhunderts den Weg einer weiblichen Naturlyrik wies. Die hier herauszufindende Dichterin verband ihre genauen Natur- und Landschaftsbilder häufig mit dem Gefühlsleben ihres lyrischen Ich oder mit einer politisch-gesellschaftlichen Reflexion.
1976 unterzeichnete die Lyrikerin als eine der ersten das Protestschreiben gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolfgang Biermann, ungeachtet, dass sie damit aus der SED und dem Schriftstellerverband der DDR ausgeschlossen wurde. Konsequent stand sie auch 1977 nach ihrer Ausreise in den Westen zu ihren Entscheidungen. Mit Kollegen rief sie Bundeskanzler Helmut Schmidt auf, sich gegenüber der amerikanischen Außenpolitik kritisch zu verhalten. Die Berufung an die Berliner Akademie der Künste lehnte die Autorin ab, da diese ehemaligen Stasi-Mitarbeitern eine "Schlupfburg" sei. Ebenso klar wies sie die Überreichung des Bundesverdienstkreuzes durch Bundespräsident Karl Carstens wegen dessen NS-Vergangenheit zurück.
In ländlicher Idylle lebend, blieb die Lyrikerin dem Weltgeschehen zugewandt: "Wie gelassen wäre der Abschied / Könnten wir in leichter Gewißheit / Daß diese Erde lange noch / Dauert gerne doch gehn."
Welche bedeutende Dichterin (25) ist hier unschwer zu erraten?


Die Schwester schrieb einen Roman über die tragische Familiengeschichte und ging auf Lesereise nach New York. Ein Film zeigt den früh verstorbenen Bruder bei anderem Aufenthalt in der Metropole: Das Angebot, das er dort an einer Bar erhält, nämlich hoch bezahlt einen Roman über sein Leben zu schreiben, verschmäht er. Dennoch drehte er in Hollywood einen Streifen mit Tony Curtis in der Hauptrolle.
"Zwischen Widerstand und Wohlstand", so der Dichter, "lebt es sich ungesund". Er war ein Zerrissener zwischen Ost und West, ein Rebell, der in beiden Teilen Deutschlands aneckte. In der DDR gehörte er der Künstler-Boheme an. Seinen Widerspruch zum sozialistischen Alltag bezahlte er mit der Exmatrikulation von der Filmhochschule, mit Gefängnis für die Flugblattverteilung beim Einmarsch der Warschauer Pakt-Truppen in Prag. Der regimetreue Vater hatte ihn an die Stasi verraten. Der Einsatz für Wolfgang Biermann führte schließlich zur Ausweisung aus der DDR.
Im Westen wollte er sich nicht vom kapitalistischen System vereinnahmen lassen. Als er – über die Lyrik hinaus als Schriftsteller, brillanter Shakespeare-Übersetzer, Dramatiker, Drehbuchautor und Regisseur tätig – für seinen Debütfilm den Bayerischen Filmpreis erhielt, scheute er nicht den Eklat, sich für die Ausbildung an der Filmhochschule der DDR zu bedanken.
Im Osten konnte er nicht bleiben, und im Westen wollte er nicht sein: Auch so könnte man sein bekanntes "Lied" deuten. Wer ist dieser Dichter (26)?


Der erste Band erschien in einer Auflage von 300 Exemplaren. Sein Inhalt: Sieben Gedichte und vier Radierungen. Das schwarze quadratische Heft in der Größe einer Zigarettenschachtel schlug ein und rief weitere Verlage auf den Plan, die die Texte des Autors herausbringen wollten. Es sollten im Lauf seines Lebens 29 Bücher werden, Auswahlbände, bibliophile Sonderdrucke nicht mitgerechnet. Auffallend sind die unterschiedlichen Formate: Nicht nur, dass neben der Lyrik mit einem guten Teil an Kindergedichten Erinnerungen an Kolleg/innen vertreten sind oder eigene Erlebnisse aus der Nachkriegszeit reflektiert werden. Es sind vor allem die Bilder, die der Schriftsteller und Grafiker in vielen Werken einstreut.
Seinem schon frühen Erfolg versuchte der Dichter lieber in der Stille Südfrankreichs zu entkommen. Im Hintergrund zu bleiben, ja sich zu verbergen, wie sein lyrisches Ich es sich oft wünscht, lag ihm mehr, als in der Überflutung von Wettbewerb und Selbstdarstellung unterzugehen. "Ich lebe und atme in dem, was noch nicht gemacht ist." Dieser Grundsatz zeigt sich in seinen vielfältigen Arbeiten, nicht zuletzt in den Themen, die er aufgreift. So hat er in einem Sonderband den von der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York verabschiedeten Rechten der Kinder 28 Radierungen hinzugefügt. Der Rückzug aus dem Lärm des Literaturbetriebs bedeutete keine isolierte Stellung. Im Gegenteil, seine Begegnungen mit anderen Autor/innen (8+9; 19; 23; 25) sind in Gedicht und Prosa zahlreich festgehalten.
Wer ist der Dichter, der gerne eine "Tarnkappe" trägt (27)?


Früh schon wurde die Dichterin zur Emigrantin: Zunächst als ihre Familie vor den Pogromen aus Galizien floh, dann nach der Machtübernahme des NS-Regimes. Dessen Propaganda und Terror stoppte jäh den gerade einsetzenden Höhenflug der jungen Lyrikerin und vertrieb sie aus der zur Heimat gewordenen Stadt ins Exil nach Amerika. Wie liebte sie jedoch zeit ihres Lebens "ihre" Großstadt, die ihr im Romanischen Café die Treffen mit befreundeten Autorinnen und Künstlern ermöglicht und dem "lyrischen Stenogrammheft" zum Erfolg verholfen hatte. Die hintersinnig leichten Alltagsgedichte durchzog seitdem ein sehnsuchtsvoller Klang: "In mir, dem Fremdling, lebt das alte Bild / Der Stadt, die so viel Tausende vergaßen."
Namenlos bleibt dagegen die Stadt des Dichters, dessen Ballade den gesuchten Lösungssatz des Ratespiels enthält. In vermeintlich überlegener Pose sucht das lyrische Ich der Kälte und Anonymität der modernen Großstadt zu begegnen. Sein teils sarkastischer Ton kann dabei nicht die apokalyptische Stimmung überdecken, in der jede Aussicht auf Zukunft gelöscht erscheint.
Welche geliebte Stadt (28) besingt die Dichterin? Und für Ihren letzten Buchstaben im Lösungssatz: Welchen Titel (29) trägt das Gedicht, das die Unwirtlichkeit der Städte thematisiert?
Sie finden hier nochmals das Beiblatt zur Städtetour, auf dem Sie Ihre Antworten eintragen und am Schluss den Lösungssatz erkennen können. Möchten Sie Ihr Ergebnis überprüfen, finden Sie im Beiblatt auch den Link zur detaillierten Auflösung des Ratespiels.